Der Landwirt und seine Familie

Thomas Bühlkamp ist 34 Jahre alt und staatlich geprüfter Landwirt. Er lebt mit seiner Frau Beate, 31 Jahre, seinen beiden Kindern Paul, 6 Jahre, und Lene, 4 Jahre, auf seinem Hof am Rande eines Dorfes im Münsterland; Beate erwartet das dritte Kind.

Thomas Bühlkamp hat den Betrieb vor fünf Jahren von seinem Vater Rudolf, 67 Jahre, übernommen, der mit seiner Frau Irene, 62 Jahre, ein Alterswohnrecht auf dem Hof besitzt. Beide bringen soviel ihrer Arbeitskraft in den Betrieb ein, wie es ihnen möglich ist.

Sein jüngster Bruder Matthias, 27 Jahre, studiert nach einer Ausbildung zum Landmaschinenschlosser und Abitur auf dem zweiten Bildungsweg Landwirtschaft an der Fachhochschule in Osnabrück und ist regelmäßig an den Wochenenden zu Hause. Er hilft nach seinen Möglichkeiten und gleicht Arbeitsspitzen aus.

Die beiden Schwesten Christa, 32 Jahre, und Silvia, 29 Jahre, wohnen mit ihren eigenen Familien im Umkreis von 15 km.

Der Betrieb

Status quo

Thomas Bühlkamp bewirtschaftet seinen Betrieb im Vollerwerb auf konventionelle Art. Dieser hat eine Größe von 73 Hektar. Davon bewirtschaftet er 13 Hektar als Grün- und 60 Hektar als Ackerland.

Der Produktionsschwerpunkt liegt in der Milchproduktion. Dazu hält er eine Kuhherde von momentan 80 Köpfen; inkl. Nachzucht macht das ca. 120 Tiere. Daneben hält er 20 Mutterkühe, deren Nachzucht er als Baby Beef direkt mit dem lokalen Fleischer vermarktet.

Auf den Ackerflächen produziert er neben Viehfutter (Mais, Weizen, Gerste) auch fünf Hektar Ölraps, für den er einen Vermarktungsvertrag hat.

Ausblick

Im Augenblick steht der Betrieb auf soliden wirtschaftlichen Füssen. Da aber Stillstand Rückschritt bedeutet, denkt Thomas Bühlkamp über die Entwicklungsmöglichkeiten nach, die sich ihm auch gerade durch die neue Hofstelle auftun.

Der neue Stall soll Platz für mindestens 120 Milchkühe bieten. Dazu kommen die Stallung für ca. 60 Jungtiere. Langfristig betrachtet müssen noch Erweiterungsflächen für weitere Stallgebäude und in diesem Zusammenhang auch für die Vergrößerung der Milchgewinnungseinheit möglich sein. 2015 fällt die 1984 eingeführte Milchquotenregelung. Um auf dem dann wesentlich härteren Markt bestehen zu können, ist es unumgänglich, den Betrieb jetzt schon auf die neue Situation einzustellen.

Auch der relativ extensive Arbeitsbereich Mutterkuhhaltung soll ausgebaut werden. Hier beträgt die Zielgröße der Herde 40 Kopf plus Nachzucht.

Ein ganz neues Standbein wird die Energiewirtschaft sein:
Die neuen Hofgebäude sollen Solarzellen aufnehmen. Es gilt ihre Ausrichtungen und Dachneigungen diesbezüglich im Entwurfsprozess zu berücksichtigen. Zusammen mit einigen weiteren Landwirten will Thomas Bühlkamp Biogas produzieren. Als Grundsubstrat soll der auf dem Hof vorhandene Kuhdung dienen. Des Weiteren wird Co-Substrat aus Energiepflanzen eingebracht, die die beteiligten Landwirte anbauen und entweder auf der eigenen Hofstelle oder in freie Kapazitäten auf Thomas Bühlkamps Siloanlagen einlagern. Der Ertrag wird anteilig ausgezahlt.

Beate Bühlkamp ist ausgebildete Fleischfachverkäuferin. Sie möchte mittelfristig einen Hofladen einrichten, in dem neben dem Baby Beef und Milchprodukten aus eigener Produktion auch Waren von anderen Landwirten aus dem Dorf im Direktvertrieb verkauft werden sollen. Falls sich der Laden etablieren sollte, möchte sie ihn um ein Hofcafé erweitern.

Thomas Bühlkamp will in Zukunft Lehrlinge ausbilden. Da sich das Arbeitsvolumen erhöhen wird, aber ihn sein Vater mittelfristig nicht mehr wie bisher unterstützen können wird, ist dies ein probater Weg, den Alltag zu bewältigen. Ausserdem bietet die Errichtung der neuen Hofstelle die Chance ,die hierfür nötigen Strukturen (Lehrlingsappartement) von vornherein anzulegen.

Die Hofstelle

Schon jetzt ist Thomas Bühlkamp durch eine Anzahl von relativ nahen Einfamilienhäusern in seinen Tätigkeiten eingeschränkt. Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei der landwirtschaftlichen Produktion zu Emissionen kommt: Bei ungünstigem Wind beklagen sich die Nachbarn über den Gestank, bei Hofarbeiten mit dem Traktor kommt es zu Lärm. Zwar könnte man einwenden, dass der Hof vor den Häusern da war. Aber es ist nicht im Interesse der Bühlkamps, im konstanten Konflikt mit den Nachbarn zu stehen.

So reifte der Entschluß, eine neuen Hof zu bauen. Dem kam entgegen, dass ein Acker der Bühlkamps bei der Ausweisung des neuen Baugebietes zu Bauland umgewidmet wurde. Durch den Verkauf der Grundstücke konnte der finanzielle Grundstein für die Aussiedlung gelegt werden.

Für die neue Hofstelle kommt ein Ort in Betracht, der ca. zwei Kilometer ausserhalb des Dorfes liegt. Dort haben sich die Bühlkamps schon eine größere zusammenhängende Fläche durch Zukauf von äckern und Flächentausch mit anderen Landwirten zusammengestellt. Kurze Wege zu den Feldern und Weiden sowie auf dem Hof sind eine wichtige Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Des Weiteren ist die Stelle durch eine ausgebaute Kreisstrasse gut erschlossen, eine nahegelegene überlandleitung ermöglicht den Anschluß an das Stromnetz.