Projektnotiz vom 17. Juni 2008, Thema: Melksystem

In der gestrigen Unterredung mit Hr. Bühlkamp wurde die Organisation seines neuen Kuhstalls diskutiert. Dieser soll Platz für 120 Milchkühe bieten. Ein Kranken- sowie ein Abkalbestall nebst Kälberboxen sollen in unmittelbarer Nähe entstehen.

Der Schwerpunkt lag besonders auf der Gestaltung des Melkprozesses. Zur Zeit benötigt Hr. Bühlkamp morgens und abends jeweils knapp zwei Stunden, um ca. 80 Kühe in einem sogenannten Doppel-4er Fischgrätenmelkstand zu melken. Wenn er dabei - z.B. von seinem Vater - unterstützt wird, dauert das Melken eventuell ein Viertelstunde weniger.

Da im Rahmen der Aussiedlung die Herde um 50% vergrößert werden soll (Zielgröße der Herde: 120 Tiere), ist es sinnvoll, auch das Melken anders zu organisieren. Dabei stehen verschiedene Konzepte zur Debatte:
- Doppel-8er Fischgräten- oder Side-by-Side-Melkstand
- 24er Melkkarussel
- 2 Melkroboter (VMS = Volontary Milking System)

Das Für und Wider analysieren wir mit einer Pro- und Contra-Liste:

D8-FGM / SbS:

+ relativ günstige Anlage
+ ausgereifte Technik
+ direkter Kontakt zum Tier -> gute Kontrolle
- das langsamste Tier bestimmt den Rhythmus
- viel Handarbeit
- großer Flächenbedarf (Melkraum + Warteraum)

Melkkarussell

+ gute übersicht über alle Tiere
+ kurze Wege (die Arbeit kommt zum Melker ...)
+ ruhiger, stressarmer Meklprozess
+ direkter Kontakt zum Tier -> gute Kontrolle
- hoher technischer Aufwand, viele Verschleißteile
- großer Flächenbedarf (Melkraum + Warteraum)
- hoher Anschaffungspreis und Unterhaltung

VMS

+ deutlich geringerer AK-Aufwand, Freizeit ist möglich
+ Kühe können ohne Mehraufwand drei- bis viermal täglich gemolken werden, bestimmen ihren eigenen Rhythmus
+ höhere Milchleistung
+ weniger Stress; für Tiere und Melker
+ EDV-gestützte Tierkontrolle ist objektiver und warnt früher
+ VMS hat keine Tagesformschwankungen wie der Melker
+ geringer Platzbedarf, kein Warteraum nötig
+ Betriebsgröße sorgt für optimale Ausnutzung von zwei VMS
- sehr hohe Investitionssumme
- hoher technischer Aufwand, viele Verschleißteile
- Störanfälligkeit (inzwischen relativiert durch Praxisreife und telekommunikationsfähiger Fernsteuerung)
- ... man ist nicht mehr so nah am Tier dran.

Fazit:

Letztendlich wird der Entschluss; gefasst, zwei VMS einzusetzen. Zwar sind die Investitionskosten erheblich höher als bei den anderen Konzepten. Allerdings bieten Melkroboter Hrn. Bühlkamp eine Emanzipation, wie sie in der Milchproduktion noch nie dagewesen ist: Der Zwang morgens und abends zur Stelle zu sein ist quasi nicht mehr vorhanden und anstatt, dass er die Melkzeuge anhängt, wird er zum Controller seiner Herde. Die Daten, die bei jedem Melkgang der Kuh ermittelt werden (Milchmengen erfaßt nach Eutervierteln, Milchqualität, aber auch Abruf und Verzehr der Kraftfuttergaben) bilden ein genaueres und objektiveres Bild ab, als dass es ein Mensch bei einer solchen Herdengröße erfassen kann.

Die optimale Ausnutzung eines VMS beginnt bei einer Herdengröße von 50 Kühen. Daher sind im Betrieb von Hr. Bühlkamp zwei Roboter vorgesehen. Dadurch kann er die Herde in zwei Gruppen teilen (z.B. frisch- und altlaktierende Tiere) und diese mit dem Energiebedarf entsprechenden Grundfutter versorgen. Für den Fall dass ein VMS betriebsbedingt ausfällt (Wartung, Reparatur, ...) steht für diesen Fall immer noch das andere Gerät zur Verfügung, so dass ein Grundbetrieb weiterhin gesichert ist.